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Wie können kirchliche Gebäude klimafreundlich beheizt werden?

Mit der vorliegenden Broschüre „Klimaneutraler Gebäudebestand für die Ev. Kirche der Pfalz – Maßnahmen und deren Wirkung“ möchten wir Ihnen eine Arbeitshilfe an die Hand geben, um Ihre Planungen hin zu einem treibhausgasneutralen Gebäudebestand handhabbarer zu machen und Ihnen die strategische Planung zu erleichtern. Sie bietet eine gemeinsame Grundlage, eine Basis für Berechnungen und technische Lösungen. Die Broschüre zeigt, wie im Bereich Heizungen, Gebäudehülle und Nutzungen das Ziel der Treibhausgasneutralität im Gebäudebestand erreicht werden kann. Die Lösungen werden mit ihrer Wirkung auf die CO2-Bilanz, die Kosten und ihre sinnvollen Einsatzgebieten bewertet.

Der Landeskirchenrat hat im März 2022 die „Richtlinie für klimafreundliches Heizen in der Ev. Kirche der Pfalz“ beschlossen. Die vorliegenden Empfehlungen geben Hilfestellungen, wie diese Heizungsrichtlinie von Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen umgesetzt werden kann.

Mit der Broschüre "Energiespartipps" möchten wir Ihnen eine Hilfe an die Hand geben, in kirchlichen Gebäuden Energie einzusparen. Bei der Zusammenstellung geht es um kurzfristigen Maßnahmen für die nächsten Monate, nicht um langfristige Investitionen.

Das Bundeskabinett hat zwei Energieeinsparverordnungen beschlossen, die ab 1. September 2022 auch für Kirchengemeinden gelten, wie zum Beispiel Höchsttemperaturen für die Beheizung von öffentlichen Gebäuden.

Heizungsoptimierung

Hier funktioniert die Brennwerttechnik: Kondensat tropft. Falls Ihr Kondensatablauf trocken ist, Heizungseinstellung überprüfen lassen!

In Kirchengemeinden geht der größte  Energieverbrauch auf Kosten der Heizungen. Hier schlummert ein großes Einsparpotenzial. Mehr als die Hälfte der Heizungen in kirchlichen Gebäuden sind nicht optimal eingestellt: Der Brennstoffverbrauch ist dadurch häufig um 5 – 20% höher als notwendig. Mit diesen einfachen, kostenlosen Maßnahmen braucht die Heizung weniger Brennstoff:

  • Umwälzpumpen der Heizung auf niedrigste Leistungsstufe (Stufe I) stellen (bis ca. – 2° C reicht es aus!)

  • Zeiteinstellungen auf den Bedarf anpassen. Nachtabsenkung so früh wie möglich einstellen

  • Räume nur dann hochheizen, wenn sie gebraucht werden, eine Absenktemperatur von 15 - 16°C ist ausreichend

  • Veranstaltungen hintereinander in einen Raum legen

  • Raumtemperatur nicht mehr als 20 Grad (je ein Grad weniger spart 6% Heizenergie!)

  • Stoßlüftung, Fenster nicht auf Kippstellung lassen

  • Türen während der Heizperiode schließen

  • Fenster und Türen abdichten, und sei es eine Wolldecke vor der Türschwelle

  • Gottesdienst im Winter evtl. in das Gemeindehaus verlegen

Darüber hinaus lassen sich mit einer optimal eingestellten Heizungsanlage Heizkosten einsparen. Diese Maßnahmen übernimmt meistens ein Fachunternehmen:

  • Heizungsrohre dämmen

  • Heizung regelmäßig warten lassen, siehe Checkliste unten

  • Heizkurven dem Bedarf anpassen

  • Hydraulischen Abgleich durchführen lassen

 

Checkliste für die Heizungsfirma bei der jährlichen Wartung der Heizungsanlage

Heizungsanlagen sollten jährlich gewartet werden, um Funktion, Sicherheit und Effizienz sicherzustellen. Eine gewissenhafte Wartung führt auch zu einem geringeren Energieverbrauch. Dieses Potenzial können Sie ausschöpfen, wenn Sie mit Ihrem Heizungsbauer diese Checkliste durchgehen.

Ein Heizcheck bietet Handlungsempfehlungen. Für Sie kostenlos!

In einem ersten Schritt werden mit dem Heizungscheck die Anlagen von einem Sachverständigen des Heizungshandwerks bewertet und bei Bedarf neu eingestellt. In einem schriftlichen Bericht bekommt die Gemeinde Vorschläge für sinnvolle Modernisierungsmaßnahmen. In einem zweiten Schritt werden diese Maßnahmenvorschläge umgesetzt.

Den ersten Schritt, den Heizcheck, kann die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt für Sie organisieren und finanzieren. Bei Interesse bitte an uns wenden.

Heizungserneuerung

Neu installierte Heizungsanlagen sollen 25 Jahre laufen. Bis dahin wollen wir die Klimaneutralität erreicht haben. Das heißt, dass jeder Gaskessel, der jetzt installiert wird, diesem Ziel entgegensteht. Auf der anderen Seite ist das Beheizen von temporär genutzten Gebäuden wie Kirchen oder Gemeindehäuser für erneuerbare Energieträger nicht prädestiniert. Vor der Anschaffung einer neuen Heizungsanlage sollte daher folgendes geprüft werden:

  • Sind Wärmedämmmaßnahmen möglich, um den Heizwärmebedarf zu reduzieren?
  • Meist sind alte Anlagen überdimensioniert. Tauschen Sie daher nicht 1 zu 1, sondern lassen Sie sich vorher den Wärmebedarf vom Anbieter ausrechnen.
  • Lassen sich mehrere Anlagen Ihrer Gemeinde zu einer Heizzentrale zusammenfassen? Wie ist der thermische, wie der elektrische Bedarf? Wie sehen die Leistungsspitzen aus?
  • Welche erneuerbaren Energieträger sind sinnvoll einsetzbar?
  • Passt der neue Wärmeerzeuger zum bestehenden Verteilungs- und Heizkörpersystem?
  • Ist eine dezentrale Warmwasserbereitung effizienter?
  • Vergleichen Sie die angebotenen Heizsysteme anhand einer Vollkostenrechnung mit der Einbeziehung von Fördermitteln.

An dieser Stelle kann keine allgemeine Empfehlung für ein Heizsystem gegeben werden, da die Situation in jedem Gebäude anders ist.

Bei der Neuinstallation von Heizungsanlagen werden von den ausführenden Handwerksbetrieben und den Fachplanern immer wieder Arbeiten nicht korrekt und im Sinne des Bauherren ausgeführt. Um bei der Abnahme die Leistungen zu kontrollieren, können Sie dieses Merkblatt zu Hilfe nehmen.

Temperierung von Kirchen

Elektrische Unterbankheizungen sind für die kurzzeitige Beheizung während der Gottesdienste geeignet, nicht für die Dauertemperierung.

Das Beheizen von Kirchen ist immer ein Sonderfall. Die Behaglichkeit, der Bautenschutz, der Erhalt von Kunstgegenständen und Orgel sowie der Energieverbrauch sind in einem Spannungsfeld, in dem für jede Kirche ein eigener Kompromiss gefunden werden muss. Die angepasste Heizstrategie hängt von der zukünftigen Nutzungsintensität und der baukulturellen Wertigkeit ab. Die Bauabteilung und die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt raten zu diesen Eckpunkten:

  • Für den Erhalt von Kunstgegenständen, der Bausubstanz und der Orgel ist nicht die Temperatur maßgeblich, sondern die relative Feuchtigkeit. Es ist eine möglichst konstante relative Feuchte zwischen 45-70 % anzustreben. Die Änderungen der relativen Feuchte sollten 30% im Jahr und 10% während eines Tages nicht überschreiten. Daher ist Regelung der Heizung und/oder einer Lüftung über Feuchtefühler oft zweckmäßig.

  • Es ist keine Grundtemperierung nötig, wenn nur selten zu Nutzungszeiten aufgeheizt wird oder bei einem auf Strahlungswärme basierenden Heizsystem, welches die Wärme auf die Nutzerinnen und Nutzer konzentriert. Dies ist zum Beispiel bei elektrischen Unterbankstrahlern oder Infrarotheizungen der Fall. Auf den Feuchtehaushalt ist laufend zu achten. Ein Frostschutz bei Wasserinstallation ist sicherzustellen.

  • Bei Grundtemperierung mit einer zentralen Heizungsanlage wird während der benutzungsfreien Zeit eine Raumlufttemperatur von 8°C angestrebt. Bei Kirchen mit einer Temperatur unter 8°C ist es wichtig, auf die relative Feuchte im Jahresverlauf zu achten, so dass keine Feuchteschäden entstehen. In kritischen Zeiten wie im Frühjahr oder Herbst sowie bei intensiver Nutzung sollte die Temperatur dem Feuchtehaushalt angepasst werden.

    Als Nutzungstemperatur hat sich in vielen historischen Kirchen 12°C bewährt. Mehr als 16°C sollten nicht erreicht werden. Jedes Grad mehr bei der Höchsttemperatur führt zu deutlich mehr Heizenergie und führt zu höhere thermischer Spannung und Austrocknung von Bauteilen. Bei größerem Wärmebedarf (Krabbelbereich, Kanzelboden, Orgelsitzplatz) empfehlen sich zuschaltbare Heizfolien/-teppiche oder Paravents. 

  • Eine Zeit- und Temperatur gesteuerte und in Kirchen mit hoher baukultureller Wertigkeit auch Feuchte-abhängige Regelung trägt sowohl zum Bautenschutz als auch zum Energiesparen erheblich bei und sollte daher installiert werden.

  • Elektroheizungen in Kirchen sind nicht zur Dauertemperierung ausgelegt. Sie sollten in der Regel nur während Nutzungszeiten geschaltet werden.

  • In Kirchen, besonders in solchen mit einer hohen baukulturellen Wertigkeit (Wandmalereien, Orgel, etc.) soll sich die Temperatur möglichst langsam ändern, nicht mehr als 0,5 bis 1,5 ° Celsius pro Stunde

  • Die Zuluft-Temperatur bei Warmluftheizungen sollte 45° Celsius nicht überschreiten.

  • Als Alternative zu Warmluftheizungen sollten Systeme geprüft werden, die auf Strahlungswärme basieren.

  • Die Aufenthaltsqualität bei niedrigeren Temperaturen kann durch Angebote wie Sitzkissen, Wolldecken, warme Kleidung oder das Vermeiden von Zugluft gesteigert werden.

  • Die sogenannte Winterkirche, das Nutzen des Gemeindesaales oder eines anderen geeigneten Raumes während der Wintermonate ist oft eine gute Lösung, um Energiekosten zu sparen.

    Dieses Merkblatt als pdf.

     

    Hier bekommen Sie weitere Informationen:

    Beheizung von Kirchen - Vortrag Dipl.-Ing. Bernd Ehrhardt, Bauabteilung der Prot. Landeskirche, Februar 2015

    Tauwasserproblematik - Informationen von Dipl.-Ing. Bernd Ehrhardt, Bauabteilung der Prot. Landeskirche

Temperierung von feuchten Kirchen

Foto: Tatjana Falk-Reifarth

Studie zur Prot. Kirche Breitfurt

Der Energiebeauftragte Dr.-Ing. Klaus Reifarth stellt in dieser Studie vor, wie die Feuchtigkeit in der Prot. Kirche Breitfurt mit wenig Energieverbrauch reduziert werden kann. Die Herausforderung in Breitfurt: Eine hohe Luftfeuchtigkeit hat zu Schimmel im Gebäude und zu Korrosions-Schäden an Drahtzügen in der Orgel geführt. Die Kirche ist nicht beheizt, außer bei Gottesdiensten und Konzerten. Lüften durch Klappfenster hat über Jahre nicht die Feuchte gesenkt.

Klaus Reifarth hat ein Messprogramm entwickelt und Lösungen berechnet, um die Ursache zu ermitteln und um Abhilfe zu schaffen. Über ein Jahr von Februar 2022 bis März 2023 hat er Feuchte und Temperatur der Luft und von Bauteilen stundengenau gemessen und ausgewertet.

Seine Lösungsvorschläge sind für viele feuchte Kirchen sehr interessant und auf andere Kirchen mit ähnlicher Situation übertragbar.

Diese Lösungen wurden mit einer Simulationsrechnung untersucht:

1. Automatische Lüftung mit Abluftventilator und gesteuerten Klappfenstern bei einer ständigen, geringen Beheizung der Kirche nur um 1 Grad über der Außentemperatur

2. Ständige Beheizung auf eine stabile Grundtemperatur mit weiterhin manueller Lüftung

3. Automatische Lüftung mit Abluftanlage, jedoch ohne zusätzliche Beheizung

Die dritte Lösung, die automatische Lüftung mit einer Abluftanlage ohne zusätzliche Beheizung, erfüllt die Senkung der Raumluft-Feuchte ohne Einschränkung. Der Feuchte-Austrag ist während aller kalten Monate sichergestellt, so dass sich eine relative Feuchte deutlich unter dem Bereich der Schimmelbildung einstellt und erhalten bleibt.

Die automatische Lüftung mit einer Abluftanlage hat zudem den geringsten Energie-Bedarf. Der Wärmebedarf wird nicht verändert und der Verbrauch an elektrischen Energie ist aufgrund geringer stundenweiser Laufzeit des Ventilators sehr gering. Daher ist eine Abluftanlage auch aus Gründen des Klimaschutzes die bessere Lösung.

Konkret führt die Analyse zu diesen Empfehlungen für die Kirche Breitfurt. Sie lassen sich – je nach örtlicher Situation – auf andere, baulich feuchte Kirchen übertragen:

-       Ab April bis September/Oktober verringert Lüften die Feuchtigkeit in der Kirche effizient. Es kann manuell und dauerhaft gelüftet werden.

-       Auch in den kalten Monaten kann eine kontrollierte, automatische Lüftung einen signifikanten Beitrag zum Feuchte-Austrag leisten. Jedoch sollte ab spätestens Oktober kontrolliert nach Feuchte und Temperatur des Innenraums und der Außenluft gelüftet werden, da bei im Winter häufigen, feucht-kalten Wetterbedingungen durch unkontrolliertes Lüften mehr Feuchtigkeit in der Innenraum getragen werden würde.

-       Bei „unbeheizten" Kirchen, die von der Konstruktion her feucht sind, ist nicht davon auszugehen, dass eine nach Feuchte und Temperatur geregelte automatische Lüftung mit freier Konvektion durch gesteuerte Fenster ausreichend Feuchtigkeit im Winterhalbjahr ausbringt. Erforderlich ist eine entsprechend gesteuerte Abluftanlage, die den Volumenstrom durch die Fenster kräftig erhöht.

-       Die Raumtemperatur mit dem Ziel des Feuchteaustrags könnte dauernd geringfügig erhöht werden. Damit würde die Raumtemperatur wie in der unbeheizten Kirche weiter der Außentemperatur folgen, aber durch eine geringe konstante Heizleistung ein etwas erhöhtes Niveau einnehmen. Wenn die Raumtemperatur nicht an einer konstanten Grundtemperatur ausgerichtet wird, verringert dies den Wärmebedarf erheblich.

-       Die optimale Lösung des Feuchte-Problems in der nur zu Nutzungszeiten beheizten Kirche Breitfurt ist eine automatisch gesteuerte Abluftanlage.

-       Eine Umstellung von nutzungsorientiertem Heizen auf Einhalten einer Grundtemperatur ist die ökonomisch schlechteste Lösung. Umgekehrt ist die Umstellung von Einhalten einer Grundtemperatur auf nutzungsorientiertes Heizen und Einbau einer Abluftanlage die günstigere Lösung.

Wir haben großen Respekt über diese Studie, die Herr Dr.-Ing. Klaus Reifarth ehrenamtlich als Energiebeauftragter erstellt hat. Sie wird sicher über die Grenzen der Landeskirche hinaus Beachtung finden. Herzlichen Dank für die Untersuchung über ein ganzes Jahr hinweg, die Erarbeitung der Lösungen und die Aufarbeitung der Ergebnisse, die sie für viele erreichbar machen.

Download der Studie

Warmwasser

In Kirchengemeinden ist das System für die Warmwasserbereitung häufig überdimensioniert: Wenig Warmwasserverbrauch steht einem hohen Energieaufwand für Erwärmung, Speicherung und Transport gegenüber. Wegen der oft nur gelegentlichen Nutzung muss vor allem bei Gemeinden die Effizienz des Gesamtsystems – Erwärmung, Speicherung, Transport – mit den jeweiligen Verlusten herangezogen werden.

Prüfen Sie als ersten Schritt, ob alle angeschlossenen Warmwasserzapfstellen wirklich benötigt werden. Die Zahl der Zapfstellen sollte möglichst begrenzt werden.

Vermeiden Sie bei nur gelegentlichem Warmwasserverbrauch Zirkulation und Speicherung. Bei dezentralen, geringen Verbräuchen, wie zum Beispiel in einem Gemeindehaus, ist daher häufig ein elektrischer Durchlauferhitzer oder kleiner Boiler, der nur bei Benutzung eingeschaltet wird, am effizientesten.

Häufig werden Solarthermie-Anlagen für eine umweltschonende Warmwasserbereitstellung empfohlen. Im Bestand ist es jedoch nach aktuellem Stand der Technik meist wirtschaftlicher und materialschonender, eine Photovoltaikanlage mit einer Warmwasserwärmepumpe zu kombinieren, um Wasser über den Solarstrom zu erwärmen. Wenn der Wärmebedarf nicht gegeben ist, kann der Strom dann – anders als das solar erwärmte Warmwasser - anders genutzt werden.

Im Neubau oder bei Generalsanierungen ist die solare Erwärmung bei stetigem Warmwasserverbrauch eine umweltfreundliche Alternative. Gefördert werden Solaranlagen mit 30% über das Bundesprogramm "Bundesförderung effiziente Gebäude".

Wie lüftet man eine Kirche richtig?

Die warmen Frühlingstage sind nach dem langen Winter immer heiß ersehnt. Wenn die Sonne endlich wieder für angenehme Außentemperaturen sorgt, sind viele Gebäude aber immer noch recht kalt. Doch nun gleich alle Türen und Fenster aufzumachen, um schnell die Frühlingswärme hineinzulassen und die muffige Winterluft zu vertreiben - das ist nicht die richtige Methode. Das schadet meistens mehr, als dass es nützt.

Dieser Film erklärt es Ihnen - Einfach reinschauen

Mit freundlicher Genehmigung des Bistums Hildesheim